Körperkontakt im Naturismus

Wie steht es mit körperlichen Berührungen im Naturismus?

Schon an anderer Stelle (zuletzt unter "Dürfen christen nackt sein") habe ich das angesprochen. Mich würde interessieren wie ihr zu körperlichen Berührungen im Naturismus steht, d. h. insbesondere Sport, bei dem es zu engerem Kontakt kommt (etwa Ringen, Reiterkämpfen, ...), oder Balgereien mit/unter Kindern, die da meist weniger distanziert sind. Man könnte des weiteren nach Körperbemalung, Eingraben im Sand oder spielerischem Fesseln fragen, das ja noch weit entfernt ist von SM-Praktiken, die ich hier nicht einbeziehen will, allerdings: Die Frage der Grenzziehung wird dabei natürlich schwieriger.

Ringen und Reiterkämpfe ohne intime Berührung? Wie soll das gehen? Natürlich nicht mit sexuellen Intentionen, aber ohne intime Berührungen ist das kaum möglich. Wenn man sich in der Rutsche begegnet und überholt, ist das nicht immer zu vermeiden. Zudem kommt noch die Frage: Wie reagiert man auf intime Berührung und was macht sie intim? Ist es nicht eher eine Frage der Empfindung und der Absicht, was intim ist - d.h. es kommt weniger darauf an welcher Körperteil berührt wird, sondern eher wie gezielt. Aber Kinder fassen auch aus Neugier mal gezielt an. Nur, wie unterscheidet man das bei Balgereien mit mehreren Kindern von zufälligen Berührungen? Wenn ich mir der Absicht nicht sicher war, habe ich das ignoriert. Ich habe aber einmal auch Kinder sagen hören, ich merke gar nicht, wenn man mich anfaßt. Bei Absicht fühle ich mich dann zu einer Zurechtweisung genötigt. Es reicht aber in der Regel die spontane Abwehr. Das Problem heute ist vor allem, das an die Stelle der Verantwortung für Kinder die juristische Absicherung getreten ist. Daher habe ich kein Interesse mehr, Kinder mit ins Miramar zu nehmen und wäre nicht mehr bereit sie zu beaufsichtigen, wie ich das vor 20 Jahren getan habe. Wenn ich heute mit Kindern/Jugendlichen, die ich seit langem gut kenne, etwas unternehme, dürfen Nicht-Familienangehörige (Freunde) nicht mehr mit. Ich würde auch nicht mit ihnen ins Miramar gehen, auch, wenn sie es noch so sehr wünschen und auch, wenn ich schon oft an einem abgelegenen See mit ihnen angeln und baden war (auch nackt und ohne Aufsicht, obwohl ich denke, Öffentlichkeit ist eigendlich der beste Schutz vor Übergriffen). Das ist die Folge. Die Balgereien auf der Krake waren für mich jedenfalls mit die schönsten FKK-Erlebnisse, die ich auch jedem Kind und Jugendlichen zugestehen möchte. Mit Berührungsängsten wäre man da fehl am Platz.

Meine Erfahrung nach sind Erwachsene meist entweder distanziert, oder sie haben sexuelle Absichten. Die meisten Naturisten, die ich kenne, liegen brav jeder für sich und schwimmen nackt ihre Bahnen. Balgereien sind eher die Ausnahme. Oft habe ich den Eindruck, dass Naturisten eher distanzierte Einzelgänger sind, die ein Stilles Plätzchen in der Natur suchen. So ist körperliche Berührung ausgeschlossen, die körperliche Distanz deutlich größer als unter den Textilbadenden. Dann wären Befürchtungen um eine Auflösung der Intimsphäre unsinnig, jeder Anstoß am Naturismus wäre da unbegründet. (Daneben finden sich viele homosexuelle meist in der Peripherie von Nacktbadestränden.) Aber für mich ist diese Naturnähe nur die eine - sehr schöne - Seite des Naturismus. Deshalb wollte ich mit einer völlig entgegengesetzten Darstellung provozieren. Erst bei körperlicher Nähe und Berührung ist die Abgrenzung zu sexueller Freizügigkeit und die Frage intimer Beziehungen wichtig. Was bedeutet intim. Wenn ich von Vertrauen spreche, sehe ich darin durchaus etwas intimes, das sexuelle Erfahrungen nicht ganz ausschließt (auch wenn ich die Gleichsetzung von intim und sexuell für unsinnig halte).Ich würde nie behaupten, dass körperliche Berührungen oder auch der Anblick nackter Menschen überhaupt nichts mit Sexualität zu tun haben. Die Frage der Grenzziehung ist dann zwingend. Unbefangener Körperkontakt bei Balgereien, das kenne ich -außer im Miramar- nur von Kindern. Wer würde bei Balgereien eines Erwachsenen mit Kindern und Jugendlichen nicht päderastische Veranlagungen wittern. Wer hätte nicht Sorgen um seine Kinder, wenn er sie nackt mit einem Erwachsenen spielen sieht. Reicht es einfach zu sagen, mehr als zufällige Berührungen gibt es nicht, sexuelle Kontakte sind ausgeschlossen. Gibt es wirklich eine klare Grenze zwischen körperlicher Nähe und sexuellem Kontakt? Oder gibt es nicht eher den Punkt, an dem ich eingreife, weil mir subjektiv eine Grenze überschritten scheint?

Welche Seite des Naturismus praktiziert/bevorzugt ihr?

Ringkämpfer wie pml bei den fkk-freun.de n (rainer - pfeilinfo s.o. bei smoothies) scheint es hier nicht zu geben - oder gibt das hier niemand zu ?
Wenn ich nicht körperlich so schwach wäre und damit blamabel unterlegen, hätte ich mich vielleicht längst auf so etwas (organiesierten Nacktringkampf / Beach Balgen) eingelassen (auch wenn die Organisatoren dort sich sehr humanistisch-antichristlich geben). Aber so bleibt es bei kleineren Raufereien mit Kindern. Auch deshalb bin ich damals im Miramar schon auf der Krake von Kindern angegriffen worden - gegen mich hatten sie noch gute Chancen.
Reiterkämpfe im Wasser habt ihr wohl auch nie gemacht ? Oder Kämpfe auf dem See um Luftmatratzen ?
Die meisten hier sind wohl, soweit sie überhaupt Naturisten sind, körperlich distanzierter - dabei bin ich bei weitem nicht der jüngste im Forum. Mit Kindern kann ich es mir kaum vorstellen, berührungslos nebeneinander zu schwimmen; Jugendliche beim FKK findet man immer weniger und diese älteren gesundheitsbewußten Saunagänger (die im Wasser zu Musik auf Anleitung Gymnastikübungen machen oder ihre Bahnen abschwimmen) sind nicht so mein Fall.

Bodypainting habe ich noch nicht gemacht, ich kenne das nur aus Naturistenzeitschriften.

Aber gut: Mir ging es auch um Vertrauen. Von wildfremden würde ich mich nicht anmalen lassen. Wenn ich jetzt sagen würde: " Von Zwutschi würde ich mich gern anmalen lassen", würde das sicher als billige "Anmache" verstanden werden. Deshalb gebe ich das zumindest nicht zu. Ich denke, das setzt schon voraus, dass man sich kennt, oder zumindest soweit trauen kann, dass es nicht so aufgefasst wird. Wenn so etwas im Verein organisiert ist, kann man wohl davon ausgehen, das keine intimeren Absichten dahinter stecken. Man kann also nicht sagen: Es ist in Ordnung oder nicht, ohne aus der konkreten Situation zu sprechen. Es geht um menschliche BEGEGNUNG, nicht um objektive Sachverhalte: Darauf wollte ich jedenfalls hinaus. Was in dieser Begegnung zwischenmenschlich abläuft, läßt sich nicht juristisch regeln. Daher meine Skepsis gegenüber gesetzlichen Regelungen, strafrechtlichen Konsequenzen oder auch schon Einmischung von Außen. Natürlich soll das kein Freibrief sein, aber Einmischung, die von keinem Beteiligten gewünscht ist, ist nicht immer angebracht und gerichtliche Klärung wird nie allen Seiten gerecht. Wir müssen hier die natürlichen Grenzen rechtstaalicher Möglichkeiten erkennen, um die Rechtssprechung nicht zu pervertieren. Es geht bei Anzeigen und Gerichtsverhandlungen nicht darum, rechtliche Grenzen und Möglichkeiten auszutasten, um zu klären, was vor dem Gesetz besteht. Es geht darum, Konflikte zu lösen, wenn eine private Einigung nicht mehr möglich ist. Ein Gericht fällt ein Urteil, es gibt niemandem Recht. Wir wollen keine Stasimentalität und kein Denunziantentum (wie es immer mehr gefordert wird), auch wenn nicht Hinsehen bei Mißbrauch nicht die Alternative sein darf, denn wir sind verantwortlich für unsere Mitmenschen. Und hier liegt der christliche Aspekt: Christus ist das Gesetz, d. h. nicht toter Buchstabe, sondern gelebte Beziehung ist die Richtschnur unseres Handelns (was ja nicht einfach als Aufhebung aller Gesetze verstanden werden kann). Das wir trotzdem noch Gesetze brauchen, liegt an unserer Unzulänglichkeit.

Du bringst Pfeilinfo wohl nicht mit dem Journalisten Rainer Liesenfeld zusammen; sonst würdest du sehen, dass die Bezeichnung "humanistisch-antichristlich" genau zutrifft. Am Beachbalgen würde ich auch gern teilnehme, aber solche Ideologien kann ich nur ablehnen oder einfach als lächerlich abtun. Auf humanistische Ideale beruft er sich selbst (auf älteren betreffenden Seiten zum Beachbalgen) und was er von Religion und Kirche hält, schreibt er offen. Das hat mit Schubladen nichts zu tun, es ist einfach offensichtlich.

Wenn meine Texte zu unverständlich sind, möchte ich einfach fragen, ob führ euch körperliche Berührung im Naturismus völlig gefühllos-neutral ist. Spielt sich da zwischenmenschlich nichts ab? Wäre euch völlig egal, wer euch so nahe kommt? Würdet ihr euch auch von jedem wildfremden Menschen, der mit Naturimus nichts im Sinn hat, anmalen lassen - oder mit ihm nackt ringen? Oder haltet ihr zu jedem die gleiche körperliche Distanz? Spielen Vertrauen und Sympathie dabei keine Rolle?

Den Verweis auf das andere Forum habe ich gelöscht. Was R. Liesenfeld aber öffentlich schreibt, das kann man auch offen ansprechen. Humanistische Werte lehne ich auch nicht ab, soweit sie nicht eine völlige Autonomie des Menschen behaupten. Seine Einstellung zu Religion und Kirche sowie seine Berufung auf humanistische Werte sind keine privaten Geheimnisse. Dazu kann man genauso offen Stellung nehmen wie zu jedem Zeitungsartikel.

Interessanter sind hier (unter diesem Thema) sicher seine Einstellung zu körperlicher Nähe. Er spricht von hautnaher Kommunikation, Sport und Sinnlichkeit als Einheit (statt Doppelmoral), gemeinsamer Sinneslust (statt individueller Selbstverwirklichung). Um diese Dinge geht es hier. Was spielt sich zwischenmenschlich ab? Der Artikel ist wirklich lesenswert!

Ich habe oft den Eindruck, dass viele Naturisten so tun, als sei das nicht Teil des Naturismus, als habe Naturismus nichts mit Sexualität zu tun. Eben durch diese sinnlich-körperlichen Empfindungen ist aber durchaus eine intime Nähe gegeben, die Sexualität durchaus einschließt. Daher ist ein Verantwortlicher Umgang gefordert. Darin bin ich mir mit einem Humanisten wie R. Liesenfeld einig. Nur sehe ich weniger die Notwendigkeit von Kirchenmoral zu befreien, sondern sehe im christlichen Menschenbild in Ausrichtung auf Gott die Voraussetzung zu verandwortungsvoller Freiheit. Darin sind wir grundsätzlich Gegner. Die Antike war nicht so Ideal, wie sie der Humanismus oft darstellt. Neben der bürgerlichen Ehefrau hatte man seine Freundin. Unerwünschte oder behinderte Kinder wurden ausgesetzt (wie heute abgetrieben). Ein großer Teil der Menschen lebte als Sklaven. Bildung war der Luxus einer kleinen Elite. Körperliche Schönheit wurde geradezu vergöttlicht, wer häßlich aussah, diskriminiert. Der übertriebene Körperkult hat seine Parallele im heutigen Wellneskult, als sei Gesundheit das wichtigste. Von solchen Dingen muß ich mich als Christ deutlich distanzieren. Mir ist es wichtig, dass der Naturismus christliche Werte nicht in Frage stellt. Nur wenn er auf diesen Werten aufbaut, kann er bestehen. Er darf nicht zu einer Ideologie oder Pseudoreligion verkommen.