Das ist doch mal ein Thema, das manche hier (aus ganz unterschiedlichen Gründen), in eine gewisse Anspannung versetzen wird, mal ganz neutral formuliert.
Also erstmal ist es natürlich so, dass Schwule (Lesben/Bisexuelle natürlich auch) im Prinzip dieselben Dinge tun wie andere Menschen auch. Bei Freizeitaktivitäten wird die sexuelle Orientierung eher sichtbar als z. B. in beruflichen Zusammenhängen. Und auch wenn es sich um Minderheiten handelt: ganz so wenige sind es nicht.
Dennoch bin ich (und das sage ich sozusagen als "Insider" was schwule Männer angeht) ganz klar der Auffassung, dass es an FKK-Plätzen im allgemeinen deutlich mehr Schwule gibt als anderswo.
Das ganze hat schon eine gewisse Tradition. Klassische Urlaubsziele von Schwulen, die sich in den letzten 40 Jahren herausgebildet haben (ich nenn mal aus dem Mittelmeerraum, ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Mykonos, Gran Canaria, Sitges, Ibiza) waren immer mit dort vorhandenen FKK-Stränden verbunden, einfach weil diese im Ruf sexueller Freizügigkeit standen und deshalb dort eine ganz andere Offenheit gelebt werden konnte als anderswo (gerade früher, als offen schwules Leben sonst noch nicht möglich war). Die Strände waren und sind ja oft "weit draußen", weshalb man dort vor den Restriktionen der Gesellschaft ungestört war - genauso wie auch die Nacktliebhaber solche Nischen suchen mussten.
Aus den gleichen Gründen hat es sich an "wilden" FKK-Plätzen hierzulande etabliert, dass sich verstärkt schwule Männer dort eingefunden haben. Gerade in den Vor-Internet-Zeiten waren solche Treffpunkte sehr wichtig, um überhaupt die Möglichkeit zu haben, andere kennenzulernen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Verhaltensweisen: viele kommen an solche Orte genau so wie andere Besucher auch (am Baggersee z. B. zum Baden und Sonnen) - andere haben dagegen "mehr" im Sinn und wollen vor Ort Kontakte knüpfen oder gleich direkt "zur Sache kommen". Es hängt vom konkreten Ort und oft auch von der Uhrzeit ab, welche Gruppe überwiegt. In Schwimmbädern mit Eintritt oder an anderen "überwachten" Plätzen geht es normalerweise gesittet zu, während es an abgelegenen Stellen mit Rückzugsmöglichkeiten häufig anders aussieht.
Ich selbst bin dadurch zum FKK gekommen, dass ich von einer schwulen Ecke am Baggersee erfuhr und mir das dann angeschaut habe. Dort habe ich zum ersten Mal in der Nähe meines Wohnorts Nacktbader gesehen - ich habe mich dann (als ich zum zweiten oder dritten Mal da war) sozusagen angepasst und fand das dann prima.
An vielen Plätzen haben sich auch gewisse "Ordnungen" eingestellt: hier die Ecke für die "gewöhnlichen" FKKler, dort die Ecke für die Schwulen. Solche Ordnungen werde aber eher weniger, d. h. manche Heteros gehen lieber zu den Schwulen (gerade Frauen ist das dort manchmal lieber!), andere Schwule haben kein Bedürfnis, die Nähe zu anderen Schwulen zu suchen. So ähnlich ist es ja auch mit FKK-/Textilstränden, auch dort gibt es die Tendenz zur Vermischung.
Jetzt hattest du in früheren Beiträgen ja schon geschrieben, dass du mit Schwulen ein Problem hast. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass das von schlechten Erfahrungen her kommt, weil du angeglotzt oder blöd angesprochen wurdest. Hierzu kann ich nur sagen: auch ich war schön öfters mal genervt von den Verhaltensweisen schwuler Männer an solchen Orten. Wenn man permanent angeglotzt oder verfolgt wird, ist das einfach nicht schön. Früher bin ich auch manchmal auf unangenehme Art angesprochen worden und fand das nervig. Das kommt heute kaum noch vor, außerdem kann ich mich heute besser abgrenzen.
Immerhin scheint es dich ja bisher nicht davon abzuhalten, weiter zum FKK zu gehen (bei vielen ist es bestimmt so, dass sie nach unschönen Erfahrungen FKK meiden). Wenn es zu störenden Sachen kommt, kann ich nur den Ratschlag geben, das ganze möglichst cool zu nehmen. Niemandem wird was weggeschaut. Wenn jemand zu penetrant glotzt, darf man diesen auch darauf ansprechen. Wenn man blöd angequatscht wird, darf man blöd zurückquatschen. Und wenn jemand einfach nur nett zu einem ist: ja, es kann sein, dass Hintergedanken dabei sind. Das ist erst mal nicht schlimm, davon wird man nicht selbst schwul. Wenn es in eine eindeutige Richtung geht, die man nicht will: einfach die Sache klarstellen oder halt das Gespräch beenden. Grund zur Panik besteht nicht (auch dann nicht, wenn man feststellen sollte, dass man vermutlich der einzige Heteromann unter lauter Schwulen ist - auch das ist nicht ansteckend).
Es kann ein Problem sein, wenn irgendwo nur wenige Jüngere sind - dann ist die Wahrscheinlichkeit schon groß, dass bei manchen der Herren der Hormonspiegel steigt. Viele finden halt jüngere Männer begehrenswerter, diese sind dann in einer potentiellen "Lustobjekt"-Rolle. Wie gesagt: ich habe das früher selber schon erlebt, wie unangenehm das sein kann und wundere mich immer wieder darüber, wie bescheuert sich manche verhalten. Da muss man einfach lernen, darüber zu stehen. Und vielleicht daran denken, dass Frauen solche Erfahrungen viel häufiger machen, und das nicht nur am FKK.