Y Kollektiv - Naturismus und FKK

  • Eine ganz neue Reportage vom jungen Y Kollektiv Team (gehören zu FUNK, dem Online-Medienangebot der ARD und des ZDF für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren), unser Mitglied und Diversity-Beauftrage Hanna ist auch im Interview zu sehen. :)



    Hier kommt die Beschreibung:

    "Nacktsein: Die normalste Sache der Welt und doch für viele ein schwieriges Thema. Warum eigentlich?
    Reporterin Antonia Lilly Schanze ist in Thüringen mit einer Nacktwandergruppe unterwegs. Auf mehrtägigen Wanderungen möchte die Gruppe aus Naturisten, Nudisten und Fans der FKK mit der Natur verschmelzen. Außerdem trifft sie die junge Schwedin Hanna, die sich als Nudismus-Botschafterin bezeichnet. Nude Dinner Partys, Lesekreise und Nacktsport sind ihr Ding. Sie ist Mitglied im FKK-Verein „Adolf Koch“, der ganz in der Lebensreformertradition von vor 100 Jahren steht: Sonnenlicht tanken, Sport treiben und sich frei fühlen.
    Zuerst geht es aber zur Ashtanga Yoga-Schule Schöneberg in Berlin. Hier gibt es Nackt-Yoga-Kurse für Männer und Frauen getrennt. Schwerpunkt hier: Selbstliebe und Körperbewusstsein. Reporterin Antonia ist bereit für einen Selbstversuch.
    Wie fühlen wir uns, wenn wir nackt sind? Sind wir im Vergleich zu unseren Eltern prüde geworden? Oder sind Probleme wie Sexismus und Schönheitsdruck präsenter für uns, statt uns so zu zeigen wie wir sind?"


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  • Eine ganz entscheidende Frage: "Sind wir im Vergleich zu unseren Eltern prüde geworden?" Es wurde höchste Zeit, dass das mal thematisiert wird, speziell für eine jugendliches Publikum.

  • in solchen Entwicklungen gibt es immer ein auf und ab. Überzeugen kann aber nur, wer offen dafür eintrit. Wer anonym und unerkannt bleiben möchte, stellt Naturismus schon dadurch in die Schmuddelecke. Ich habe nur überzeugt, wo man mich kannte - und da war ich respektiert.

  • Das lässt sich nicht ganz von der Hand weisen. Nach dem jahrelangen Ab warte ich aber schon lange auf ein entsprechendes Auf. Meine Geschichtslehrerin hat es mit einem hin- und her schwingenden Pendel verglichen. Vieles hat mittlerweile so groteske Formen angenommen, dass es eigentlich dem härtesten Moralisten lächerlich vorkommen müsste. Wo bleibt also die Gegenbewegung?

  • in solchen Entwicklungen gibt es immer ein auf und ab.

    Ich weiß jetzt nicht, ob das so gemeint ist wie ich mir das denke. Aber es gibt ja bei allem immer wieder ein Erstarken und ein Abflachen. Und ich denke gerade wenn man FKK, Nudismus, Naturismus, wie man es jetzt auch immer nennen will, als Bewegung versteht, dann wird es da auch wieder ein Erstarken geben.


    Wie im Beitrag gezeigt ist ja der Naturismus eine Rebellion gewesen und auch in der DDR hatte es was von Auflehnung.

    Ich kann mir gut vorstellen, das da nochmal was kommt.

  • Es wäre, glaube ich sehr wichtig, dass solche Berichte häufiger zu sehen wären. Zum einen würde sich das "gewöhnliche" Publikum mal wieder etwas daran gewöhnen, dass Nacktsein die normalste Sache der Welt ist. Zum Anderen ist auch wichtig das echte Informationen zum Thema FKK beigetragen werden um für Jedermann klarer zum "Ungehörigem Schweinkram" abzugrenzen.


    Sorry, mir fällt gerade kein besseres Wort für Fkk-Club etc. pp ein.

  • Bin ebenfalls dabei.

    Zum Abgrenzen hilft - wie ich es schon an anderer Stelle nannte - Attribute voranzustellen: Ich nenne es »klassische, gesundheitsorientierte Freikörperkultur«. Wer es etwas passiver angeht, kann es vielleicht bezeichnen als »FKK für Erholung«. Nur sollte man bei der Bezeichnung die Verbindung mit "Spaß" eher vermeiden. Und auch die Hervorhebung des "Natürlichen", so richtig es eigentlich auch ist, kann zu Zweideutigkeiten führen.

  • Es ist echt schade. Erinnert mich an "Amateur Wrestling", um im Englischen "echtes" Ringen kennzeichnen zu können, oder das sprachliche Gemurkse, wenn bei Thai-Massage mal nicht etwas Erotisches gemeint ist. Aber es geht wohl nicht anders. Anscheinend müssen wir uns ständig neue Ausdrücke einfallen lassen.

  • So habe ich im Deutschunterricht gelernt, dass man neue Begriffe für die Wörter finden muss, die von den Nazis missbraucht wurden. Ich fürchte aber, dass wir irgendwann einen Punkt erreicht haben, wo uns die Wörter ausgehen.

  • Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass manche es so betrachten. Das erklärt auch die Gefährdung des Deutschen als Minderheitensprache in unseren Nachbarländern. Frankreich z. B. hat zwar die Europäische Charta der Minderheitensprachen unterschrieben, aber niemals ratifiziert. Die Folge ist, dass das ursprünglich deutschsprachige Elsass fast vollständig französischsprachig geworden ist, unter Verlust der örtlichen Dialekte.


    Ich erinnere mich an jemanden, der sagte, seiner Meinung nach könne das Deutsche ruhig aussterben. Vermutlich kam er sich damit unglaublich antifaschistisch vor. Es war aber das genaue Gegenteil. Wer sich das Aussterben einer Sprache wünscht, welche es auch sein, der wünscht sich Einfalt statt Vielfalt, der wünscht sich den Verlust der wunderbaren Vielfalt menschlicher Kulturen. Jede Sprache stellt eine ganz eigene Art dar, die Welt zu beschreiben und zu verstehen, und ist daher unersetzlich. Dies durch Einheitsbrei ersetzen zu wollen, ist daher nicht antifaschistisch, sondern in höchstem Maße faschistisch.

  • Was die Wertschätzung von Dialekten und Minderheitensprachen angeht, bin ich bei dir. Bin selbst von Haus aus Dialektsprecher und reagiere ziemlich empflindlich, wenn ich merke, dass jemand meint, das lächerlich machen zu können. Absurd ist es aber, sich über das Standarddeutsche Sorgen zu machen mit zig Millionen von Sprechern.

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    Das ist aber alles OT, Ausgangspunkt für diese Abschweifung war die Annahme, dass FKK von vielen mit "ungehörigem Schweinkram" gleichgesetzt wird und der Bericht hier für Aufklärung sorgen kann, dass es hier um was anderes geht. (Übrigens finde ich die Begriffsverwendung Schweinkram schon schräg, sagt doch einfach "Sex" oder "Prostitution", wenn ihr das meint.)


    Bei dieser Abschweif-Diskussion hier geht es aber faktisch nur um die (missbräuchliche, aber übliche) Verwendung des Kürzels "FKK" durch Bordellbetriebe ("FKK-Clubs"). Ich glaube wirklich nicht, dass das ein ernsthaftes Problem ist, auch wenn das immer wieder behauptet wird - das lässt sich doch ganz einfach unterscheiden. Wer vermutet denn ernsthaft, dass hinter der Hecke zum FKK-Bereich eines Schwimmbades Sexdienstleistungen angeboten werden - und hält sich deshalb davon fern? Das ist doch eine Geisterdiskussion.


    Nein, ich glaube, wir dürfen im Grundsatz schon davon ausgehen, dass die Leute wissen, um was es bei ("normaler") FKK geht, nämlich um's Nacktsein als solches. Trotzdem interessiert sich nur eine Mnderheit dafür, und noch weniger trauen sich, es mal auszuprobieren. Nicht weil sie Sex-Angebote vermuten, sondern weil sie sich nicht vor anderen ausziehen wollen und es auch gar nicht einsehen, was das soll. Und genau deshalb ist der Bericht toll - er vermittelt, "was einem Nacktheit bringt", und weshalb es wenig Gründe gibt, sich nicht zu trauen.

  • Zur missbräuchlichen Verwendung des Begriffs »Freikörperkultur«, häufiger noch des Kürzels »FKK« gibt es mehr zu sagen, als dass dies allein durch Bordelle geschieht.


    Dazu müsste man sich erst einmal klar werden, was der Begriff »Freikörperkultur« denn eigentlich bedeutet.
    Adolf Koch soll es wohl so ausgedrückt haben: die Befreiung des Körpers aus den Fesseln überkommener Kleiderordnungen zur Verbesserung der Hautatmung und Körpermotorik
    .


    Wenn DFK und INF als deutscher bzw. internationaler Dachverband es seit 1974 so definieren: "

    „Sie [diese Lebensweise] kommt zum Ausdruck in der gemeinschaftlichen Nacktheit, verbunden mit Selbstachtung, sowie Respektierung der Andersdenkenden und der Umwelt. Gemeinschaftliche Nacktheit ist ein essentielles Kennzeichen des Naturismus, der die Naturelemente Sonne, Luft und Wasser völlig auswertet. Der Naturismus stellt das physische und psychische Gleichgewicht wieder her, indem er Erholung in einer natürlichen Umgebung bringt, durch Bewegung und Respekt für die Grundprinzipien von Gesundheits- und Ernährungslehre. Der Naturismus fördert viele Aktivitäten, die die Kreativität entwickeln. Völlige Nacktheit ist der geeignetste ‚Anzug‘, um eine Rückkehr zur Natur zu verwirklichen und ist mit Sicherheit der sichtbarste Aspekt des Naturismus, auch wenn sie nicht der einzige ist. Sie hat eine ausgleichende Wirkung auf Menschen, indem sie sie von Spannungen befreit, die durch Tabus und Provokationen der heutigen Gesellschaft verursacht sind, und den Weg zu einer einfacheren, gesunderen und menschlicheren Lebensweise zeigt.“


    ... dann ist schon viel - für meine Begriffe zu viel mehrdeutiges - darüber gesagt.


    Ich für mich habe eine kürzere, besser aktuelle Strömungen berücksichtigende Definition:

    Die Freikörperkultur ist eine Lebensreform, die vor allem gekennzeichnet ist durch gesundheitsorientierten Sport und Gymnastik mit von unnötiger Kleidung und Intimhervorhebungen befreitem Körper. Sie grenzt sich strikt vom exhibitionistischen (zeigefreudigen, erotikorientierten) Nudismus ab.


    Und mit der Definition kann man aufzeigen, wer alles den Begriff missbraucht:

    Bordelle, Swingerclubs, sexorientierte Internetseiten, erotikorientierte Frivole (Schamlose, egal, ob sie sich Nudisten, Naturisten oder FKKler nennen), Nacktbader, jeder der den Begriff als reines Synonym für »nackt« verwendet, streng genommen auch jeder Naturist und Nudist.


    Am gefährlichsten, sprich am schädlichsten für das Ansehen der Freikörperkultur sind jene, die sich größte Mühe geben, den Anschein zu erwecken, ihr Tun und Denken sei Freikörperkultur und dabei aber versuchen, Erotisches, Frivoles einzubringen. Das sind die, die bei den Menschen Misstrauen und Ablehnung gegenüber der Freikörperkultur hervorrufen, die den Medien Futter bieten, es auszuschlachten und die Freikörperkultur immer wieder in die Schmuddelecke drücken.

  • »klassische, gesundheitsorientierte Freikörperkultur«

    Das ist ein wunderbarer Begriff. Nur bezeichnet er eben eine bestimmte Ausrichtung von FKK - es ist aber keine Definition. Erholung ist sicher auch ein Aspekt. Damit spricht man Senioren an oder auch ein sehr gesundheitsbewusstes Publikum. Wenn ich nun auch Körper-Kontakt hervorhebe, eben nicht die typischen FKK-Sportarten, in denen Berührung vermieden wird, bevorzuge, so ist das keine Gegendefinition, sondern ich schreibe, dass mich persönlich beim FKK begeistert, Nacktheit in körperlicher Bewegung und Berührung sowie in persönlicher Begegnung zu erleben. Im distanzierten Miteinander ist sie ja eher nebensächlich. Wo die Distanz aufgehoben wird, wird sie durchaus intimer. Nur geht es dabei nicht um Erklärungen, was FKK bedeutet, sondern eher um die Frage, was zulässig ist. Hier geht es immer um persönliches, subjektives, emotionales Empfinden. Man ist gefordert das Empfinden anderer wahrzunehmen und zu respektieren, auf ihn einzugehen, statt ihn zu benutzen, um eigne Bedürfnisse auszuleben. Und genau dieser Konflikt, der in jeder menschlichen Beziehung liegt, ist hier körperlich erlebbar. Naturismus ist ein Bereich, in dem man ihn besonders spürt und so auch den Umgang miteinander erlernt. Erst da wird die Abgrenzung zur Erotik nötig, die die "klassische, gesundheitliche Freikörperkultur" gar nicht berührt. Aber sieht die überhaupt den Menschen, oder ist sie nur eine Medizin?

  • Das ist ein wunderbarer Begriff. Nur bezeichnet er eben eine bestimmte Ausrichtung von FKK - es ist aber keine Definition.

    Er bezeichnet nicht eine bestimmte Ausrichtung, sondern er bezeichnet das, was die Freikörperkultur ausmacht: die aus der Traditon gewachsene gesundheitsfördernde Funktion als zentrales Element DER Freikörperkultur. Es gibt keine Freikörperkultur, die nicht das Gesundheitsfördernde im Mittelpunkt hat. Das darf sich sonstwie nennen, nur nicht Freikörperkultur!


    Nein, der Begriff ist - wie ich schrieb - lediglich eine Abgrenzung zu den vielen missbräuchlich den Begriff verwendenden Nacktivitäten. Meine Definition lautet: Die Freikörperkultur ist eine Lebensreform, die vor allem gekennzeichnet ist durch gesundheitsorientierten Sport und Gymnastik mit von unnötiger Kleidung und Intimhervorhebungen befreitem Körper. Sie grenzt sich strikt vom exhibitionistischen (zeigefreudigen, erotikorientierten) Nudismus ab.

    Es sind nicht nur Senioren, die beim Einkaufen keinen Körperkontakt wünschen, auch nicht beim Textilbaden und eben auch nicht beim Ausüben der Freikörpkultur. Und ob man dazu "sehr" gesundheitsbewusst sein muss oder nur über durchschnittlichen Menschenverstand verfügen muss, ist auch fraglich.


    Dein Nacktbalgen ist wahrscheinlich eher keine besondere Form von Freikörperkultur, sondern einfach keine Freikörperkultur. Gerade, weil hier das Gesundheitsfördernde wohl eher nicht im Vordergrund steht, dafür aber das Erotische - welches in der Freikörperkultur nichts zu suchen hat - mehr oder wenig mit reinspielt.


    Freikörperkultur sieht sehr wohl den Menschen, gerade WEIL sie eine Medizin ist. Eine Medizin, die nicht den Menschen sieht, ist ohne Erfolg.

  • Also meine Eltern sind definitiv prüde aber liegt wohl auch an ihrer Erziehung ( Religion etc.) Ich dagegen bin sehr locker und definitiv nicht prüde.

    Ich finde das es ein super Beitrag ist. Was ich meiner Meinung nach traurig finde ist: Das auf große Sendern wie z.B. Vox, Kabel 1 etc. Mehr von Swingern oder Rotlicht gezeigt wird.

    Die sollen doch mehr sowas zeigen, dass alle anderen sehen können, wie toll doch FKK ist und wie sehr man Spaß damit haben kann.

    Ich finde es faszinierend, Wandern gehen, Sport treiben, Lagerfeuer und und und.


    :fkk: 4-Ever

  • Was ich meiner Meinung nach traurig finde ist: Das auf große Sendern wie z.B. Vox, Kabel 1 etc. Mehr von Swingern oder Rotlicht gezeigt wird.

    Die sollen doch mehr sowas zeigen, dass alle anderen sehen können, wie toll doch FKK ist und wie sehr man Spaß damit haben kann.

    Private Fernsehanstalten sind erst einmal Wirtschaftsunternehmen, und wenn mehr Leute sich Swinger und Rotlichtreportagen ansehen (Sex sells) - dann verdienen die eben durch die teurere Werbung mehr Geld. Also eigentlich alles korrekt.

    Deine Kritik wäre eigentlich richtiger adressiert an die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten - die ja in erster Linie einen Informationsauftrag haben.

  • Wenn die mal was über FKK zeigen, werden gewisse Körperpartien gescramblet, obwohl das rechtlich gar nicht notwendig ist. Auf die Weise kriegen wir FKK nie aus dem anrüchigen Image raus.

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