"Fremd und kühl und schön und nackt" - was zum Lesen in der dunklen Jahreszeit - zum drüber nachdenken, diskutieren, schreiben... (stammt aus einem Seite 3-Artikel der Süddeutschen); sehe ich das eigentlich richtig, dass ich damit das Forum "Freizeit", wo ich dachte, dass der Thread vielleicht hingehört, eröffne?!
Gruß, andy
"Sie sieht etwas strubbelig aus, als sie sich setzt. Sie sei "so ein klassischer Studenten Typ, immer mit labbrigen Klamotten". Ihren Rucksack legt sie neben sich auf einen Stuhl. An diesem Tag trägt sie ein rotes T-Shirt, vielleicht ist eine Comic-Figur drauf, aber die kann man nicht erkennen, weil sie eine Strickjacke drübergezogen hat. [...]
Annika Walter gewann bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 die Silbermedaille , stürzte sich dabei von einem zehn Meter hohen Turm in ein Schwimmbecken, bog im Flug ihren Körper, als wäre nicht ein Knochengerippe darin, sondern Basteldraht [...] Reporter erzählten was vom größten Augenblick im Leben des Athleten, und das ist in Annika Walters Fall schon der erste Irrtum. Sie sagt, nach der Abiturprüfung sei sie viel glücklicher gewesen als nach Olympia, nach der Führerscheinprüfung auch. [...]
Dann kam der zweite Irrtum, diesmal war es einer von Annika Walter selbst. Dem großen Sprung hatte ja alle zugesehen, auch ein Radakteur der Super-Ilu. Der rief danach an, sie redeten über dies und das und auch darüber, ob sie sich vorstellen könne, im Playboy zu erscheinen. Sie sagt, sie habe nicht ja gesagt, aber eben auch nicht nein. Sie konnte sich eigentlich nicht vorstellen, daß der Playboy sich für sie überhaupt interessieren würde, "ich dachte, ich bin für so was viel zu klein". Die Geschichte wanderte durch viele Zeitungen und kam beim Playboy an. Als die Redaktion sich tatsächlich meldete, fragte sie ihre Mutter, die sagte nicht ja, aber eben auch nicht nein. Sie schaute beim Training an sich runter und fand, daß sie sowieso ziemlich nackt dastand in ihrem dünnen Springeranzug. Sie sprach mit der Playboy-Producerin und fand sie "total sympathisch, ich spürte gleich: Die macht keine Softpornosachem mit mir." Es war - am Ende - ein Gefühl, ein Vertrauen zu der anderen, das die Antwort gab. Sie machte die Fotos, auf denen sie fremd aussieht, fremd und kühl und schön und nackt. Auf einem hat sie ihre Olympiamedaille um, mit der alles angefangen hat, an der kann man sie erkennen. Sonst ist es eine Rolle. Einmal trägt sie eine Sonnenbrille und eine silberne Badekappe und sieht damit aus wie ein geheimisvolles Wesen von einem anderen Stern. "Ich stehe nicht in besonders anregenden Posen da rum. Ich bin lediglich nackt." Das ist ein ziemlich großer Unterschied, Annika Walter dachte erst, die Leute draußen würden ihn auch sehen. Das war der nächste Irrtum.
Vielleicht zeigt sich einer nackt, weil er seinen Körper präsentieren will; wie er ihn ausgebildet hat, in dem ganzen Training. Vielleicht war es ein Experiment mit sich selbst, ein Wagnis, gerade für einen wie sie, die sich privat in Wollpullovern versteckt, die findet, sie sei "eher prüde".
Annika Walter sagte, habe die Fotos für sich gemacht. Das verstehen die Männer draußen nicht. Sie denken, alles werde für sie getan. für das Publikum."
:roll:
Der Zeitungsartikel berichtet weiter die Reaktionen der Welt draußen. Doch bevor ich die abtippe, schreibt doch mal spontan, was Ihr von diesem Versuch vom "Eintauchen ins Unbekannte" haltet. Wie weit würdet Ihr gehen, was würdet Ihr machen/habt ihr bisher gemacht und warum?