FKK nicht mehr im Trend? Neues "Nacktheitstabu"

  • Habt Ihr den Bericht in der Zeitung gelesen, wonach FKK angeblich in der Bedeutungslosigkeit versinkt? Siehe z. B.


    http://www.bz-berlin.de/deutschland/fkk-…-nacktheitstabu


    Der "Sex-Papst der DDR", Prof. Kurt Starke, meinte dort, das läge an dem "neuen Nacktheitstabu". Das ist genau das, was ich immer als "Anti-nackt-Wahn" bezeichne.


    Ob ich den mal in der Frage der Altersgrenze der Bravo-Nackten anschreiben sollte? Er hat nämlich auch mal wissenschaftlich die Bravo Girl untersucht. Für mich war ja die rechtlich nicht notwendige Anhebung der Altersgrenze für die Models der harmlosen Aktfotos in der Bravo von 16 auf 18 Jahre das erste mir aufgefallene Symptom für eine zunehmende Ächtung von Nacktheit, zumindest bei Minderjährigen. Siehe dazu meine Petition auf


    http://www.change.org/p/dr-sommer-team-der-jugendzeitschrift-bravo-helfen-sie-der-sexualaufklärung-altersgrenze-16-für-den-bravo-body-check


    und meinen Blog dazu in diesem Forum.


    Aber zurück zum Thema:
    Ich dachte mir, dass die diese Woche in den Medien verbreitete Frage "Wird FKK bedeutungslos?" Euch sicher interessieren dürfte, und habe mich gewundert, dass dazu hier noch niemand was geschrieben hat. Also erlaube ich mir, das Thema zu starten.

  • Moin, ich glaube nicht das FKK nicht mehr im Trend ist , klar es ist wie mit allem ,es geht mal auf und genauso wieder ab ,aber im großen und ganzen noch recht stabil.


    Ich selber sehe eher das Problem wie im bericht beschrieben ,dass man die FKK Möglichkeiten immer weiter einschränkt ,wie z.b. da eben ein teil des Strandes weg nimmt und ein Hundestrand davon macht wie einen extra abschnitt für Hundehalter macht.


    somit hat man als FKKler immer weniger Möglichkeiten dieses zu betreiben oder man fühlt sich wie in einer Sardinenbüchse.

  • Ich glaube das ganze ist nur etwas eingeschlafen und es sollte mehrere FKK Möglichkeiten geben zudem
    gibt es zu viele Alt eingefahrene FKKler die die Jüngere Generation nicht so duldet das könnte auch mit eine rolle spielen

  • Am Ende besagt der Artikel genau das Gegenteil: " Doch der neue DFK-Vorsitzende Wilfried Blaschke hat Hoffnung: Zwar werde die FKK-Bewegung auf dem Land „alt und immer älter“. Aber: „Wir haben ein Gefälle zwischen Stadt und Land – und in der Stadt ist es deutlich wieder am steigen. Die Stadt ist liberaler geworden, das Land ist da, wo es immer war“, sagt Blaschke. „Die Leute, die sich dazu wieder hingezogen fühlen, sind junge Familien.“ " Das ist ein klares Anzeichen für eine Trendwende. Nur in bezug auf das Land kann ich ihm nicht zustimmen. Das Land zieht verzögert nach. Man kennt sich, was viele Freiheiten einschränken kann (-schon immer heißt es : "Stadtluft macht frei"). Aber gerade dadurch ist FKK auf dem Land auch oft angenehmer. Wo man sich kennt ist auch kein Platz für Perversionen. Spanner gibt es auf dem Land viel weniger. Und vor allem: in der einsamen Natur nackt zu baden ist so selbstverständlich, dass ich es gar nicht mit einer eher ideologisch ausgerichteten FKK-Bewegung in Verbindung bringen möchte. Es ist ja gerade die Ideologisierung, die natürlich empfindende Menschen auf dem Land eher abschreckt. Ich würde eher in Balduinstein nackt von der Brücke springen - in der Lahn am nackt gebadet habe ich ja schön öfter - als in Anzug vom Podest verkünden, dass ich Naturist bin. Aber es muss ja ach nicht eine Brücke im Ort sein. Ich möchte ja gar nicht provozieren. Nur beim Baden nackt entdeckt zu werden, braucht einem wirklich nicht peinlich zu sein. Genau da sehe ich die Perversion heute, die polarisiert und dann urteilt.

  • Wie hier sicher schon sehr oft geschrieben
    wurde, ist denke ich mal das Smartphone und die damit verbundene Möglichkeit schnell mal ein Bild zu schießen, eins der größten Probleme.


    Ist selber bin erst seit einem Monat am Nacktbaden/-sonnen und es gefällt mir super gut, sodass ich jede Gelegenheit nutze. Aber mir fällt auch auf, dass in meinem Alter (43) oder jünger, sehr wenige unterwegs sind. Das ist wirklich schade.


    Ich hoffe, es ändert sich daran wieder etwas und die Leute werden entspannter und probieren es einfach mal aus.

  • Ja, ich vermute auch, dass das Smartphone (bzw. die Angst vor unbemerkten Fotos, die im Internet landen) ein wichtiger Faktor dafür ist, dass Jüngere bei FKK zurückhaltender sind. Dazu passt auch meine Beobachtung, dass das vor allem für unbeuafsichtigte FKK-Orte gilt, also z. B. Baggersee. Dagegen sind an Orten, die Eintritt kosten und eine Aufsicht haben, eher mal Jüngere anzutreffen.


    Wobei es bei den "offenen" FKK-Gelegenheiten sicher auch den Faktor gibt, dass man auf angezogene Bekannte treffen könnte, was vom Ausziehen abhalten kann, da sind jüngere Leute wahrscheinlich gehemmter.


    Ich war kürzlich am Epplesee bei Karlsruhe, dort sind jüngere Nackte nicht so zahlreich vertreten, dagegen ist es im Inselbad in Stuttgart altersmäßig gemischter. Letztens habe ich im Inselbad sogar mal 2 Jungs im Teenager-Alter gesehen, die alleine gekommen und die den Eindruck gemacht haben, als ob sie Stammgäste wären.


    Der Artikel ist aber halt so ein typischer Sommerloch-Füller, genausogut hätten die schreiben können, dass es bei der FKK einen Trend nach oben gibt - die Meldung ist ja kürzlich auch rumgegangen, ausgehend von den guten Belegungszahlen der französischen FKK-Urlaubs-Einrichtungen.


    "Im Trend", also dass es ein Mainstream-Phänomen wäre, war FKK wohl sowieso kaum jemals, alllenfalls in den 80ern in der DDR.

  • Ich kann mir gut vorstellen, dass auch daran liegt, dass immer mehr Menschen der Meinung sind, perfekt sein zu müssen. Es wird heutzutage alles optimiert und verschönert.
    Allein die vielen Bilder auf Instagram, bei Leute Stunden damit verbringen, sich so zu präsentieren, als würden sie ein perfektes Leben leben.
    Heute wird alles gemessen, optimiert und auf Hochglanz poliert. Da wird die Ernährung optimiert und das Essen mit Foto ins Netz gestellt. Der Körper wird im Fitnessstudio solange trainiert, bis alles perfekt ist. Allein im Urlaub sieht man sehr viele Leute, welche sich am Strand in verschiedenen Posen fotografieren lassen. Mit diesen ganzen Schönheitsidealen musst du schon ein gutes Selbstbewusstsein sein mitbringen, um dich einfach so nackt an den See zu legen. Dabei ist das die Art der Entspannung die wir als Mensch neben den ganzen Anforderungen (Schule, Beruf, etc.) wirklich bräuchten. Es ist an der Zeit, wieder Kontakt zu sich selbst und zur Natur zu suchen und zu finden. FKK kann ein Teil dieser Verbindung sein. Das müssen die Menschen (nicht nur die Jungen, auch die älteren) erst wieder lernen. Der Mensch wird heute im Kontakt mit den Medien geradezu aufgefordert in Form von Konsum und Vergleich dem Schönheitsideal anzupassen. Wer bist du, wenn du anders bist, als die Masse? Mit dieser Frage muss man umgehen können. Gerade für Junge Menschen ist die Beantwortung dieser Frage nicht so einfach. Vor allem in einem Alter, in dem man "dazugehören" will. Wer bin ich, wenn ich meinen Freunden bzw. meiner Familie sage, dass ich gerne FKK ausprobieren will oder FKK mache?


    Deshalb ist es meiner Meinung nach auch wichtig, dass wir gerade die FKK-Freunde, die sich hier anmelden (ob jung oder alt) um das Thema neue für sich zu entdecken, freundlich und offen empfangen. Wir sollten diese Leute in ihrem Vorhaben stärken und unterstützen, sofern dies gewünscht ist.

  • Naturismus gehört in die Natur - und das schöne dabei ist oft gerade die Einsamkeit dort. Viele möchten ja grade dem anonymen Gedränge in öffentlichen Bädern ausweichen und suchen deshalb die privatere Atmosphäre eines FKK-Geländes. Natürlich gibt es auch - gerade in den FKK-Hochburgen in Frankreich - überfüllte Naturistenstrände. Aber genau das suchen die meisten Naturisten nicht. Was mir an der heutigen Jugend auffällt, ist, dass sie gerade große Events und Massenveranstaltungen sucht - ganz gleich, ob es um Konzerte, Kirchentage, Stadtläufe, Radrennen durch Großstädte oder was auch immer geht. Da passt FKK einfach nicht. (Ich hätte nie an einem Rennen über Asphaltstraßen durch Innenstädte teilgenommen. Interesse hatte ich am Waldlauf und Radtouren durch die Natur. Das hat nicht direkt mit FKK zu tun, aber in der Natur wagt man doch weit eher, dabei auf Kleidung zu verzichten. Aber auch im Theater, Kino und im kirchlichen Bereich finde ich kleine Veranstaltungen oft viel interessanter als große.) Unter Freunden sind wir damals eher beim Grillen am See darauf gekommen, in der Dunkelheit nackt zu baden. Das ist etwas ganz anderes als nacktes Baden in überfüllten Erlebnisbädern oder ein Massenevent wie das WNBR. Wenn die FKK-Badezeiten in Erlebnisbädern abgeschafft werden, mag man das bedauern. Als Kind habe ich solche Bäder nicht gekannt. Es gab nur einfache Schwimmbäder und Naturseen. In Naturseen wurde eher spontan nackt gebadet, außer an offiziellen Stränden. Wer auf Wanderungen mal nackt in einen Bergsee springt, wird dabei kaum an FKK denken. Und hier bedaure ich die Entwicklung, dass immer schärfer zwischen beaufsichtigtem Badebereich und Naturschutzgebiet mit Badeverbot getrennt wird. Da entsteht kein Sinn für Naturismus. FKK war nie Massenbewegung, sondern eher individuelle Flucht aus dem Gedränge der Masse. Es war auch keine Anpassung an die Gesellschaft, sondern Protest gegen die enge bürgerliche Moral.

  • Eine enge bürgerliche Moral, die jetzt wohl in der Rückkehr begriffen ist? Der Begriff des "neuen Nacktheitstabus" macht mir jedenfalls Gedanken. Vielen Dank für die vielen interessanten Beiträge, ich freue mich darauf, noch mehr Meinungen dazu zu lesen.

  • Hierzu gibt es Neuigkeiten: Ich habe per e-Mail Kontakt zu Prof. Starke aufgenommen. Er meinte zu mir, dass es schon immer eine liberale und eine konservative Strömung bezüglich der Akzeptanz von Nacktheit gab, und dass sich momentan die konservative Strömung durchsetzen würde. Besonders in Bezug auf Nacktheit von Jugendlichen. Einen Rat, wie man dagegen vorgehen kann, hat er mir noch nicht gegeben, aber ich habe ihm mit der Frage zurückgeschrieben.

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