Hey Leute,
nachdem ich schon im FKK-Jugend.com den Beitrag geschrieben habe, möchte ich ihn euch hier auch nicht vorenthalten *g*
Ich hasse FKK!
Trotzdem war ich einen ganzen Nachmittag splitter-nackt. Zusammen mit 1839 wildfremden Menschen, die auch alle Hüllen fallen ließen. Und jetzt bin ich ein echtes Nackt-Kunstwerk.
US-Meisterfotograf Spencer Tunick (41) ist für seine freizügigen Werke weltberühmt. Er legte schon nackte Menschenmassen auf New Yorks Straßen oder stellte sie auf einen Schweizer Gletscher.
Diesmal rief er ins Wiener Ernst-Happel-Stadion. Dort wo Deutschland am 29. Juni Europameister werden will. Ich dacht mir: Da machst du mit! Am Vorabend stand ich grübelnd nackt vorm Spiegel. Die Wampe wächst. Du bist zu blass. Und außerdem schon 47.
Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Pünktlich um 14 Uhr bin ich am Stadion. Mir wird ein Platz zugewiesen: Sektor B, Reihe 4 Sitz 48. Perfekt zum Endspiel-Gucken. Zum Ausziehen ist er mir zu prominent.
Erst 90 Minuten später sind alle Teilnehmer (u. a. aus Neuseeland auch Mexiko) drin. Gage gibt's keine. Nur die Zugfahrt innerhalb Österreichs ist gratis. Die 80 Medienvertreter aus aller Welt sitzen gegenüber in der Sonne. Uns "Models" fröstelt's im Schatten.
Jetzt kommt der Künstler (XXL-Wampe unterm schwarzen T-Shirt). Er kläfft die Anweisungen im Befehlston ins Mikro. "Legen Sie Ihre Kleidung hinter den Sitz. Bei drei ziehen Sie sich aus. One, two, threeee. Please!" Brillen, Schmuck, Hüte - alles ist verboten. Tunick will Nacktheit pur. Dann knipst er ein Motiv nach dem anderen. "Stellen Sie sich auf den Sitz." "Halten Sie Ihre Arme an der Seite." "Drehen Sie sich um." "Spreizen Sie Ihre Arme wie ein Flugzeug."
Der Mann ist unerbittlich.
"Gehen Sie in den nächsten Block." "Legen Sie sich auf vier Sitze." Die Fußsohlen eines Franzosen ruhen auf meinem Kopf. Die eiskalten Eisensitze lassen den gesamten Körper frösteln. Ein kühler Wind streicht über meine Brust. Ich habe überall Gänsehaut. Die Klamotten zum Aufwärmen liegen weit weg. Und das Gittermuster der Sitze hat sich in meinen Hintern eingebrannt.
Tunick kläfft wieder: "Gehen Sie in den nächsten Block." "Knien Sie auf dem Sitz." "Legen Sie den Oberkörper über die Lehne." "Hintern hoch!!!" "Spreizen Sie die Beine." Ich habe genug und breche nach drei Stunden bibbernd ab. Ab 23. Juni werden Tausende in der Kunsthalle Wien, einem der berühmtesten Ausstellungshäuser Europas für zeitgenössische Kunst, die Fotos sehen. Auch ich schau's mir an.
FKK hasse ich noch immer.
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Frei nach Bild Zeitung, Ausgabe vom 13. Mai 2008, Seite 8